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Sie beschreibt sich selbst als bunten Vogel: Lyn Künstner (31 Jahre) ist als Influencerin auf Instagram aktiv und nutzt ihre Reichweite unter anderem für Aufklärung über Typ-1-Diabetes. 2010 erhielt sie selbst die Diagnose für die Autoimmunerkrankung. Wer für sie echten Superhelden sind und warum ihr Aufklärung so sehr am Herzen liegt, verrät die Dresdnerin im Interview.
Ich habe meine Diagnose am 8. März 2010 bekommen, ausgerechnet am Welt-Frauen-Tag. Zuvor hatte ich eine schwere Grippe, von der ich mich nie so richtig erholt hatte. Ich habe mich mehrere Wochen lang schlaff und nicht fit gefühlt. Nach und nach kamen dann die typischen Symptome hinzu. Vor allen Dingen erinnere ich mich an den starken Durst. Irgendwann wurde es so extrem, dass ich nicht mehr geschlafen habe, weil ich ständig Wasserlassen musste. Ich war zu dem Zeitpunkt frisch nach Dresden gezogen und hatte eine Ausbildung begonnen, darum musste ich mir erstmal einen neuen Hausarzt suchen. Als ich dem Arzt meine Symptome schilderte, hat er nicht gezögert und direkt in meinen Finger gepiekt, um den Blutzucker zu messen. Dann war die Katze aus dem Sack. Im ersten Moment war ich nicht wirklich geschockt, sondern eher neugierig.
Ich habe meine Diagnose am 8. März 2010 bekommen, ausgerechnet am Welt-Frauen-Tag. Zuvor hatte ich eine schwere Grippe und habe mich mehrere Wochen lang nicht fit gefühlt. Nach und nach kamen dann die typischen Symptome hinzu. Vor allen Dingen erinnere ich mich an den starken Durst. Irgendwann wurde es so extrem, dass ich nicht mehr geschlafen habe, weil ich ständig Wasserlassen musste. Ich war zu dem Zeitpunkt frisch nach Dresden gezogen und hatte eine Ausbildung begonnen, darum musste ich mir erstmal einen neuen Hausarzt suchen. Als ich dem Arzt meine Symptome schilderte, hat er nicht gezögert und direkt in meinen Finger gepiekt, um den Blutzucker zu messen. Dann war die Katze aus dem Sack. Im ersten Moment war ich nicht wirklich geschockt, sondern eher neugierig.
Meine Großeltern hatten beide Typ-2-Diabetes. Bis zum Zeitpunkt meiner Diagnose war mir überhaupt nicht bewusst, dass es einen Unterschied zwischen Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes gibt.
Ich war erstmal krankgeschrieben und wurde direkt in der Praxis eingestellt. Am Krankenaus bin ich gerade so vorbei geschliddert, denn meine Werte waren gerade noch niedrig genug und in meiner derzeitigen Wohngemeinschaft war immer jemand zu Hause, der auf mich aufpassen konnte. Die Anfangszeit fühlte sich komisch an – im ersten Ausbildungsjahr habe ich direkt mehrere Wochen gefehlt. Langsam konnte ich mich dann aber an den neuen Alltag gewöhnen und meine Ausbildung ganz normal fortsetzen.
Wie würdest Du deinen Alltag mit Typ-1-Diabetes in drei Emojis beschreiben?
Menschen aus der Politik oder auch Menschen, die in Schulen und Kitas tätig sind, können Heldenhaftes tun, um Menschen und Kindern mit Diabetes das Leben zu erleichtern. Ich habe schon von vielen Eltern gehört, dass ihr Kind nach der Diagnose plötzlich die Kita wechseln muss, weil es kein geschultes Personal gibt oder keiner die Verantwortung übernehmen möchte. Für das Kind ist es extrem schlimm, wenn es gesagt bekommt: „Weil du diese Erkrankung hast, musst du jetzt von deinen Freunden weg.“ Eigentlich sollte man versuchen das Kind zu integrieren. Darum sind alle Menschen, die sich in dieser Hinsicht über Typ-1-Diabetes informieren und aufklären für mich Helden.
Meine Wunschvorstellung ist natürlich, dass Typ-1-Diabetes irgendwann heilbar ist. Gleichzeitig finde ich es schön, wenn die Prävention vorangetrieben wird - darum versuche ich auch immer das Studienzentrum in Dresden zu unterstützen. Studien wie die Freder1k-, die POInT- oder die SiNT1A-Studie finde ich sehr unterstützenswert. In Bezug auf die Behandlung wünsche ich mir von den Krankenkassen, dass sie noch offener und flexibler mit der Diabetestherapie umgehen. Diabetes ist zwar mittlerweile gut behandelbar, aber oft kann man nicht frei die Therapie wählen, mit der man selbst am besten klarkommt. Beispielsweise werden nicht alle Pumpen und Sensoren, die es auf dem Markt gibt, automatisch von jeder Krankenkasse übernommen. Jeder Mensch sollte selbst entscheiden können, welche Methode man zur Blutzuckerregulation benutzen möchte und mit welcher Pumpe oder mit welchem Sensor man besser zurechtkommt.
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Die größte Einschränkung ist immer noch die Unterzuckerung. Heute ist zum Beispiel ein ganz furchtbarer Tag, weil ich viele Termine habe und von einem zum nächsten Ort springe. Wenn jetzt eine Unterzuckerung kommt, dann funktioniert der Tag nicht so richtig. Denn in dem Moment wird mein Körper erstmal gestoppt: Meine Konzentration ist weg und alles, was ich eigentlich machen wollte, kann ich nicht zu Ende bringen. Wenn dann etwas Wichtiges ansteht, kann das schon sehr nervenaufreibend sein, denn die Unterzuckerung kommt häufig unerwartet. Ich werde dann ungeduldig und auch aggressiv. Die Menschen um mich herum wissen ganz genau, was los ist (lacht). Dinge, wie in der Öffentlichkeit Insulin spritzen oder der sichtbare Katheter an meinem Oberschenkel, stören mich überhaupt nicht mehr.
Die größte Einschränkung ist immer noch die Unterzuckerung. Heute ist zum Beispiel ein ganz furchtbarer Tag, weil ich viele Termine habe und von einem zum nächsten Ort springe. Wenn jetzt eine Unterzuckerung kommt, dann funktioniert der Tag nicht so richtig. Denn in dem Moment wird mein Körper erstmal gestoppt: Meine Konzentration ist weg und alles, was ich eigentlich machen wollte, kann ich nicht zu Ende bringen. Wenn dann etwas Wichtiges ansteht, kann das schon sehr nervenaufreibend sein, denn die Unterzuckerung kommt häufig unerwartet. Ich werde dann ungeduldig und auch aggressiv. Die Menschen um mich herum wissen ganz genau, was los ist (lacht). Dinge, wie in der Öffentlichkeit Insulin spritzen oder der sichtbare Katheter an meinem Oberschenkel, stören mich überhaupt nicht mehr.
Ich habe persönlich gemerkt, dass viele Menschen mit einer frischen Diagnose Angst und Hemmungen haben, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen oder über ihre Erkrankung zu sprechen. Ich versuche diesen Leuten Mut zu machen. Insbesondere im Freundeskreis, auf der Arbeit, in der Familie, sollte man dringend darüber reden. Das Umfeld muss Bescheid wissen, falls man mal wegen einer Unterzuckerung umkippt oder Ähnliches. Auch im Allgemeinen gibt es keinen Grund, die Erkrankung zu verstecken. Niemand kann etwas dafür, wenn man Typ-1-Diabetes bekommt. Darum möchte ich auf Social Media darstellen, dass niemand seinen Diabetes verstecken muss und man mit Typ-1-Diabetes alles erreichen kann.
Dass sie mit Vorurteilen aufpassen sollten. Alle Menschen mit Typ-1-Diabetes kennen sie: Du hast Diabetes, weil du zu viel Süßes gegessen hast, weil du zu dick bist, weil du selbst etwas falsch gemacht hast. Oder auch Sätze wie „Sei froh, dass du keinen Krebs hast, sondern nur Typ-1-Diabetes“. Oder aber, wenn man sich in der Öffentlichkeit spritzt und dann auf der Straße einen blöden Spruch entgegnet bekommt. Passanten sagen dann so etwas wie „Also immer diese Junkies“, teilweise wird man auch beleidigt. Auf Facebook gibt es Gruppen, in denen wir uns über solche Erfahrungen austauschen. Eine Person hat dort berichtet, dass sie aus einem Hotel geschmissen wurde, weil sie sich öffentlich Insulin gespritzt hat. In Sachen Aufklärung in der Gesellschaft ist noch sehr viel Luft nach oben. Mir ist es wichtig, das öffentliche Bewusstsein für Typ-1-Diabetes und die Sichtbarkeit der Erkrankung zu erhöhen.
Ich habe auch schon die vorherige Kampagne „Sche1ßtyp“ unterstützt, die damals sowohl positive als auch negative Kritik erhalten hat. Mir selbst hat die Kampagne sehr gut gefallen, denn man hätte nicht mehr Aufsehen erregen können. Darum war es für mich klar, dass ich auch dieses Mal wieder dabei sein möchte.
Ich habe auch schon die vorherige Kampagne „Sche1ßtyp“ unterstützt, die damals sowohl positive als auch negative Kritik erhalten hat. Mir selbst hat die Kampagne sehr gut gefallen, denn man hätte nicht mehr Aufsehen erregen können. Darum war es für mich klar, dass ich auch dieses Mal wieder dabei sein möchte.
Ich bleib einfach beim Thema Diabetes: Dann wäre meine Superkraft den Diabetes heilen zu können, wenn jemand neu daran erkrankt. Und wenn das mit der Heilung nicht klappen würde, wäre es meine Superkraft den Leuten eine gewisse Leichtigkeit zu geben im Umgang mit der Erkrankung und nicht daran zu verzweifeln.
Erwachsene machen sich sehr viele Gedanken um alle möglichen Dinge. Kinder hingegen machen einfach, ohne viel nachzudenken. Das ist auch wichtig, denn Kinder sollten in allererster Linie einfach Kind sein dürfen. Alle Kinder, die nicht einfach Kind sein können, müssen Heldenhaftes leisten - da gehören auch Kinder mit Typ-1-Diabetes dazu. Kinder rennen, toben, machen dies und jenes. All das beeinflusst den Blutzuckerwert enorm, ständig muss kontrolliert werden. So eine Krankheit als Kind zu meistern, das ist heldenhaft.
Erwachsene machen sich sehr viele Gedanken um alle möglichen Dinge. Kinder hingegen machen einfach, ohne viel nachzudenken. Das ist auch wichtig, denn Kinder sollten in allererster Linie einfach Kind sein dürfen. Alle Kinder, die nicht einfach Kind sein können, müssen Heldenhaftes leisten - da gehören auch Kinder mit Typ-1-Diabetes dazu. Kinder rennen, toben, machen dies und jenes. All das beeinflusst den Blutzuckerwert enorm, ständig muss kontrolliert werden. So eine Krankheit als Kind zu meistern, das ist heldenhaft.
Ich bleib einfach beim Thema Diabetes: Dann wäre meine Superkraft den Diabetes heilen zu können, wenn jemand neu daran erkrankt. Und wenn das mit der Heilung nicht klappen würde, wäre es meine Superkraft den Leuten eine gewisse Leichtigkeit zu geben im Umgang mit der Erkrankung und nicht daran zu verzweifeln.
Fliegen wahrscheinlich, damit ich schneller von einem zum nächsten Ort komme.
Fliegen wahrscheinlich, damit ich schneller von einem zum nächsten Ort komme.
Ich bleib einfach beim Thema Diabetes: Dann wäre meine Superkraft den Diabetes heilen zu können, wenn jemand neu daran erkrankt. Und wenn das mit der Heilung nicht klappen würde, wäre es meine Superkraft den Leuten eine gewisse Leichtigkeit zu geben im Umgang mit der Erkrankung und nicht daran zu verzweifeln.
© Institut für Diabetesforschung – Helmholtz Munich 2023